Kalfatern II – Ein Drama

Viele Monate sind vergangen, seit ich mich zuletzt mit der stabilisierenden Innenverkleidung des Rumpfes befasst habe. Das lag zum einen daran, dass es doch eine ziemliche Fummelei ist und andererseits andere Bausatzgruppen der Aufbauten eher im Vordergrund meines Interesses standen.

Nun geht es aber endlich an dieser Baustelle weiter, damit der Rumpf irgendwann auch mal fertig wird – das sollte dieses Mal aber nicht ohne erhebliche Komplikationen vor sich gehen.

20.30 Uhr
Wie schon zuvor mische ich in einem Plastikpinnchen Holzleim im Verhältnis 2:1 mit Wasser damit das Ganze leichter zu Verteilen ist (VORSICHT!!! – siehe unten).

Mit einem Pinsel bestreiche ich den Innenraum zwischen den Spanten. Anschließend wird ein vorher zurecht geschnittener Streifen Verbandmull auf die klebrige Fläche gedrückt und noch mal mit weiterem Klebergemisch drübergepinselt.

Auf diese Weise arbeite ich mich Kammer für Kammer (jeweils zwischen den Spanten) vor, bis die Steuerbordseite fertig ist und feucht-weiß glänzt.
Obendrein wird der Mullstreifen immer wieder mit dem Pinsel in die Ecken und an die Planken gedrückt.

22.00 Uhr
Jetzt heißt es trocknen lassen – das kann einige Stunden, wenn nicht einen ganzen Tag dauern…

PANIK – Das Ende meines Rumpfes?
Als ich den Rumpf um 22.02 Uhr vom Tisch hoch nehme und ihn auf den Kopf drehe, wird mir übel und schwarz vor Augen!

VERDAMMT!!! WAS IST DAAAS???

Die ganze Steuerbordseite ist von außen völlig deformiert, wellig und vor allem ist das Holz weich! OH NEIIIIIN!!! Ich habe zu viel von dem Wasser-Leim-Gemisch aufgetragen.

Die ganze Bordwand ist klamm und durchtränkt.
Meine Gefühle lassen sich kaum beschreiben: Ich bin in Panik, mir ist schwindelig ich sehe den Rumpf schon in der Mülltonne liegen. Das kann doch nicht wahr sein. Soll das wirklich das Ende meiner Bismarck sein??

Meine Freundin sieht meinen entsetzten, verzweifelten, ausdruckslosen Blick und versucht mich zu beruhigen: „Ach Mensch das tut mir so leid. Vielleicht kann man das ja noch retten…“.
Ich bin den Tränen nah – ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit durchströmt meinen Körper…

22.05 Uhr
Ich brauche Hilfe und zwar schnell… Aber wer soll mir um diese Zeit dabei helfen können?? Ein Geistesblitz – das Forum!!

Also schnell zwei Fotos vom Debakel gemacht, an den Rechner gesetzt und losgetippt. Meine Finger zittern, mein Herz rast.

Abb. 1.11.7 zeigt die aufquellende Plankenstruktur

Um 22.11 Uhr geht mein Notruf bei der grauen Flotte ein. Hoffentlich ist noch jemand online, der irgendeinen Rat für mich hat.

Die Minuten ziehen sich quälend in die Länge.

Zwischendurch werfe ich einen Blick auf das Wrack: Die Lage scheint sich noch verschlimmert zu haben. Rastlos laufe ich hin und her, warte auf Antwort – falls noch jemand im Forum ist und meine Beitrag liest…

22.43 Uhr
Ein Hoffnungsschimmer: Thomas B. – selbst eifriger Modellbauer an der Bismarck – bietet mir nach kurzen, beruhigenden Worten und ersten Tipps seine telefonische Hilfe an. Ich antworte und gebe ihm meine Telefonnummer.

Zwischendurch schaue ich wieder auf den Rumpf. Jetzt wo der erste Schreck langsam nachlässt und ich nochmal genauer hin schaue, stelle ich fest, dass wohl nur 4 Planken extrem betroffen sind… Die Anspannung lässt allmählich nach.

Um 23:40 Uhr klingelt das Telefon. Ich unterhalte mich knapp eine halbe Stunde mit Thomas – ein sympatischer, lustiger Typ aus dem Norden. Nachdem er mich eindringlich gebeten hat, das Ganze erstmal eine Weile ruhen zu lassen, damit das Wasser komplett aus dem Rumpf zieht, gibt er mir einige Tipps, was man alles tun könnte, wenn sich die Lage nicht bessert.

Nach dieser Plauderei geht es mir nun wirklich besser und ich kann am folgenden Morgen um 0:50 Uhr endlich halbwegs beruhigt einschlafen. An dieser Stelle: Herzlichen Dank Thomas!

Der Morgen danach…
Als ich am Morgen erwache, geht mir sofort wieder das vorabendliche Drama durch den Kopf. Ich beschließe, mir den Rumpf erstmal nicht anzuschauen, um mir nicht den ganzen Sonntag­morgen zu versauen.
Dieser Vorsatz hält ganze 10 Minuten, dann halte ich die Ungewissheit und Neugierde nicht mehr aus.

Vorsichtig pirsche ich mich an das Objekt heran und…

Fortsetzung folgt…!


Die „Fortsetzung“…
…dann kommt die große Überraschung: Es ist als hätte es den gestrigen Abend für meinen Rumpf nie gegeben! Die verzogenen Spanten haben sich mit Trocknen des feuchten Gemischs wieder begradigt und die Beulen sind fast weg.
Gaaaanz leichte Unebenheiten lassen sich noch erahnen, aber das kann man sicherlich gut wegschleifen. Und dazu muss ich schon genau hinschauen.

Mittlerweile weiß ich, dass die Verdünnung des Holzleims mit Wasser ein sehr großer Fehler war und im Nachhinein habe ich keinen blassen Schimmer mehr, wie ich auf diese dumme Idee gekommen bin… Aber das ist ja wohl gerade noch mal gut gegangen :-)

Die Backbordseite
Ich will das Ganze nun dennoch erstmal einige Tage ruhen lassen, bevor ich weiter mache. Wie sich später heraus stellen soll, werden aus diesen Tagen viele Monate, bevor ich mich im Früh­jahr 2009 ans Kalfatern der Backbordseite mache.

Dies habe ich leider fotografisch nicht dokumentiert, aber das Eine kann ich euch vesichern – diesmal verzichte ich auf eine Verdünnung des Leims mit Wasser. Und dies mal geht entgegen meiner Befürchtungen alles gut.