2. Beplankung III

Und wieder geht es fröhlich mit der zweiten Beplankung weiter. An 3 Wochenenden in ca. 14 Arbeitsstunden bringe ich auf beiden Bordwänden knapp 60 Lindenholzleisten in jeweils 7,5 Plankenreihen unter.

Die ersten drei Plankenreihen werden auf beiden Rumpf­seiten – ausgehend vom zuletzt verbauten Teil mit den Kühl­wasser­einlässen – jeweils bugwärts und heckwärts verleimt und mit Stecknadeln fixiert, bis der Holzleim angetrocknet ist.

Dabei versetze ich die Planken jeder Reihe um jeweils eine halbe Plankenlänge zueinander, um die Stabilität zu erhöhen.

Nachdem die drei Plankenreihen seitlich der Kühlwasser­einlässe (KWE) vollendet sind (Abb. 1.20.2), geht es wieder weiter über die gesamte Länge des Schiffs.

Begonnen wird dabei von der Mitte ausgehend zuerst in Richtung Bug und dann zum Heck. Bei dieser ersten Reihe über den KWEs gilt es, mittig an den Schlingerkiel anzu­sto­ßen wobei in diesem Bereich eine ganz anständige Krüm­mung des Holzes entsteht.

Hier bedarf es einiger Fixiernadeln mehr, die ich wieder kräftig mit den Fingern eindrücke.
So manche Nadel geht dabei auch schon mal durch die erste Beplankung hindurch – das ist aber nicht weiter schlimm. Hinterher wird eh alles noch mal verspachtelt und somit kleinere Löcher versiegelt.

Auf Abb. 1.20.3 erkennt man sehr schön, wie die zweite auf der ersten Beplankung liegt.

Alles hat seinen Preis
Der Grund, warum ich mich zur Zeit jeweils immer an den Wochenenden mit der Fortführung meiner Beplankung befasse, ist ein ganz einfacher:

Bereits nach der Hälfte des Tagwerks, beginnen meine Finger – insbesondere rechter Zeigefinger und Daumen – durch das Eindrücken der Stecknadeln in das Holz, immer heftiger zu Schmerzen, bis sie zum Ende der Etappe an den Kuppen fast taub sind und kribbeln (Abb. 1.20.4 Einklinker).

Das hält so ca. 1-2 Tage an, bis es schwächer wird und wieder verschwindet. Um mir meine armen Finger nicht ganz kaputt zu machen, warte ich dann lieber bis zum nächsten Wochen­ende, bevor ich ihnen die nächste Etappe zumute.

Nach getaner Arbeit gönne ich meinen Händen übrigens eine ordentliche Portion pflegender Handcreme – nur mal so als Tipp unter uns Hausfrauen ;-)

Apropos Pause…
…die mach ich natürlich zwischendurch auch mal immer wieder. Besonders, wenn am Samstag- oder Sonntag­nach­mittag die Sonne scheint (auf Abb. „1.20.Pause“ jetzt nicht zu sehen), setz ich mich alle paar Planken bei laufendem Radio und einem erfrischenden Getränk ans Fenster und lass die Seele einige Minuten baumeln.

Und danach gehts wieder frisch ans Werk – da soll doch noch mal einer sagen, dass man beim Modellbau nicht entspannen kann.

Fröhlich arbeite ich weiter an den oberen (eigentlich ja unteren) Planken in Richtung Bug. Abb. 1.20.5 zeigt den bereits mit Holzleim bestrichenen Bereich für die nächste Lindenholz­leiste.
Überquellender Leim wird vor dem Trocknen mit einer alten Holzleiste abgezogen.

Hin zur Bugwulst ist eine immer stärker werdende Krüm­mung der Holzplanken um die Längsachse nötig, um der vorderen Rumpfform zu folgen.

Sofern dies möglich ist, verwende ich dann wieder die guten alten Klemmzwingen zur Fixierung, da Nadeln hier nicht mehr die ausreichende Kraft besitzen und versagen.

Ich fahre immer tierisch zusammen, wenn mal eine der Zwingen abrutscht und mir laut klackernd ins Gesicht springt – das ist sicher nix für Menschen mit schwachen Nerven.

Bei vier der Plankenreihen auf jeder Bordwand kommt diese Technik am Bug erfolgreich zum Einsatz.

Kraftakte
Gerade im Bereich der 2-3 Leisten, die zusätzlich zur Wulstkrümmung noch die Biegung hin zum Rumpfboden nehmen müssen, komme ich nicht umhin die Arbeit der Fixiernadeln mit kräftigem Fingerdruck zu unterstützen.

Abb. 1.20.7 zeigt dabei zwei der zahlreichen Positionen, die ich für mehrere Minuten halten muss, bevor der Leim seiner Aufgabe nachkommt und aushärtet.
Da kann es auch schon mal einen Krampf in Hand oder Unterarm geben.

Das sind dann auch die Momente, in denen ich das Beplan­ken regelrecht hasse und die mich nicht selten dazu ge­bracht haben, den Bau des Rumpfes für mehrere Wochen oder gar Monate auszusetzen…

Aber nicht dieses Mal! Ich habe mir ein Ziel gesetzt und das werde ich jetzt durchziehen! :-)

Mit jeder Planke sehe ich, wie sich der Rumpf in der zwei­ten Ebene ganz langsam schließt und das treibt mich an.

Spalten 
Abschließend bleibt hier zu vermerken, das besonders im Bereich über (unter) den Schlingerkielen durch die starke Außenkrümmung und herstellungsbedingte Unregelmäßigkeiten in der Leistenbreite schnell kleinere Spalten zwischen den einzelnen Planken entstehen (Abb. 1.20.9).

Diese werden aber nach dem anschließenden Verschleifen durch noch mit Spachtelmasse aufgefüllt.
Aber zuerst wird die zweite Beplankung fertig gestellt und darüber berichte ich demnächst im nächsten Abschnitt.